Kraichtal – eine Landschaft zum Durchatmen –

Sanfte Hügel, malerische Streuobstwiesen, blühende Wiesen, sonnenverwöhnte Weinberge, die typischen Hohlwege, kleinräumige abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit Feldrainen, riesigen alten Obstbäumen und vielfältiger Tierwelt - so wünschen wir uns unser Kraichtal.

Zum Durchatmen in dieser Landschaft bedarf es der eben beschriebenen Vielfalt, die Kraichtal an einigen Stellen noch bietet, aber an vielen anderen Stellen leider bereits verloren hat. Um die verbliebene Diversität zumindest zu bewahren oder wenn möglich sogar zu vergrößern, ist es unerlässlich unsere Natur und unsere Kulturlandschaft zu beschützen, zu bewahren und zu fördern. Das ist oberstes Ziel des Nabu-Kraichtal.

Wirtschaftliche Entwicklung, Wohnraumanforderungen, Erholungs- und Freizeitbedürfnisse, Mobilitätsanforderungen, Landwirtschaft und Erhalt der Natur und der Kulturlandschaft sind meist nicht einfach in Balance bringen.

Insbesondere die Landwirtschaft ist ein entscheidender natur- und landschaftsbestimmender Faktor unserer Stadt. Es wäre besonders wichtig eine nachhaltig agierende und auf die Region abgestimmte Landwirtschaft anzustreben und den Weg dahin zu unterstützen.

All diese Aspekte sind wichtig. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass die Natur durch unser Agieren keinen nachhaltigen Schaden nimmt. Dazu sind wir unseren Kindern und Enkelkindern verpflichtet.

Sowohl die Fragen als auch die Antworten aller Kandidaten möchten wir auf unserer Internetseite www.nabu-kraichtal.de veröffentlichen. Wären Sie damit einverstanden?

Fragen an die Kandidatin und Kandidaten der Bürgermeisterwahl 2021 in alphabetischer Reihenfolge

Frage 1

Wo sehen Sie die dringlichsten Aktionsfelder für den Natur- und Umweltschutz in Kraichtal?

Frage 2

Wie würden Sie derzeit die Balance zwischen Natur- und Umweltschutz sowie wirtschaftlichen Interessen (Gewerbegebiete, Baugebiete, Landwirtschaft, Straßenbau, usw.) in Kraichtal einschätzen?

Frage 3

Durch das Biodiversitätsstärkungsgesetz in BW nach dem Volksbegehren sollen Maßnahmen das Insektensterben und den Artenrückgang stoppen. Zum Beispiel durch den Einsatz stadteigener und bislang verpachteter Grundstücke (die derzeit durch Landwirtschaft intensiv genutzt sind) zur Errichtung Biotopverbund und Blütenstreifen. Wie sehen Sie die Rolle der Stadt Kraichtal und welche Maßnahmen wollen Sie ergreifen?

Frage 4

Erhalt unserer Kraichgauer Naturlandschaft – durch den Schutz alter Solitärbäume, Raine, Hecken Feldgehölze und Streuobstbestände. Immer wieder verschwinden, gerade in nicht flurbereinigten Gebieten kleinere Streuobstbestände und Raine. Obwohl diese durch Gesetze und Verordnungen geschützt sind. Hier wünschen wir uns eine stärkere Unterstützung der Stadt und Stadtverwaltung (auch gegenüber Aufsichtsführenden Behörden). Wie ist Ihre Meinung als möglicher zukünftiger Vertreter der Stadt dazu?

Frage 5

Kraichtal ist innerhalb des Landkreises Karlsruhe die flächengrößte Stadt. Um die o.g. Vielfalt zu erhalten, bedarf es auch einer personellen Ausstattung seitens der Stadt im Umweltbereich. Zurzeit wird diese Tätigkeit durch eine kompetente Person als Dreiviertelstelle ausgefüllt. Gerade im Hinblick auf die anstehenden Tätigkeiten und Aufgaben, welche eine Flächengemeinde mit sich bringt, ist eine Dreiviertelstelle nach unseren Erfahrungen völlig unzureichend.

Frage 6

Wie könnte die Stadtverwaltung durch naturbewusstes Handeln beispielhaft vorangehen und Zeichen für alle Mitbürger setzen.

 

Antworten von Bürgermeisterkandidat Tobias Borho vom 25.02.2021

Frage 1
Ich glaube wichtig ist, die teilweiße gerade an Straßen und Radwegen stattfindende Vermüllung zu stoppen. Diese ist nicht nur unansehnlich sondern gerade auch für Wildtiere eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Hier will ich mit gemeinsamen Maßnahmen von Bürgern, Vereinen und Verwaltung regelmäßige Reinigungsmittage durchführen.
 
Frage 2
Wir leben in Kraichtal in einer von der Agrarwirtschaft geprägten Region. Der Grundsatz, dass wir von und mit der Landschaft leben, hat für mich nach wie vor Gültigkeit. Ich finde die Balance gewahrt und damit diese auch in Zukunft gewahrt bleibt, müssen wir bei den zukünftigen Erweiterungen im Bereich der Wohnbebauung und der Erschließung von Gewerbegebieten das richtige Augenmaß beweisen.
 
Frage 3
Das einrichten von Blütenstreifen finde ich eine gute Idee, auch das Aufstellen größerer "Insektenhotels" finde ich einen guten Weg. Hier können wir auch Kinder-und Jugendgruppen beteiligen. Ob hierfür momentan landwirtschaftlich genutzte Flächen verwendet werden, muss vorher geprüft werden.
 
Frage 4
Rechtliche Rahmenbedingungen müssen eingehalten werden und die Überwachung dieser obliegt der Stadtverwaltung und wird von dieser konsequent umgesetzt. Dies beinhaltet auch den Umgang mit übergeordneten Behörden.
 
Frage 5
Die personelle Ausstattung richtet sich nach verschiedenen Faktoren. Dazu zählen neben der Finanzierung der Stelle, insbesondere auch die Möglichkeit einer kompetenten Besetzung dieser. Gerade in den letzten Jahren ist es immer schwieriger geworden freigewordene Stellen im öffentlichen Dienst zu besetzen. Diese Punkte müssen im Blickbehalten werden, wenn man über einen Stellenzuwachs nachdenkt.
 
Frage 6
Mein Ziel ist es, dass wir für alle kommunalen Immobilien ein Konzept zur Nutzung erneuerbarer Energien entwickeln. Gleichzeitig will ich mit der Verwaltung am Ziel einer Co2-neutralen Stadtverwaltung arbeiten. Hiermit könnten wir auch als Vorbild für Privatpersonen und Unternehmen dienen.
 
 
Antworten von Bürgermeisterkandidat Lucien Kacsányi vom 25.02.2021
 
Frage 1
Ich bin der Überzeugung, dass wir in der Verantwortung stehen für unsere Kinder und alle folgenden Generationen eine Lebenswertere Welt zu hinterlassen. Zum Beispiel durch die Beschaffung benötigter Energie für Städtische Einrichtungen aus nachhaltigen Quellen, Energieeinsparungen anstoßen, Elektroladepunkte in weiteren Stadtteilen ermöglichen.
 
Frage 2
Da geplante Baugebiete und Gewerbegebiete trotz Beschlüssen bisher nur in sehr geringem Umfang umgesetzt wurden, ist in der Vergangenheit den wirtschaftlichen Interessen der Bürger (Bauplatzsuchenden, Gewerbetreibenden, Anwohnern) nicht nachgekommen worden. Daher finde ich die Balance bisher unausgeglichen.
 
Frage 3
Meinem Wissenstand nach wurde dieses Gesetz bisher nicht verabschiedet, daher ist die Gesetzesvorlage noch nicht rechtskräftig und ich kann mich an dieser Stelle nicht zu diesem Gesetz und den Verpflichtungen für die Stadt hieraus äußern. Was die Errichtung von Blütenstreifen angeht, sehe ich die Stadt nicht ausgerüstet und erfahren genug um diese Aufgabe fachgerecht umzusetzen. Hier würde ich auf das Know-How und die Möglichkeiten der Kraichtaler Landwirte zurückgreifen, die im Übrigen schon seit mehreren Jahren aktiv auf Ihren Flächen Blühstreifen säen. Natürlich könnten hierfür auch geeignete städtische Flächen genutzt werden.
 
Frage 4
Die Stadt Kraichtal hat hoheitliche Aufgaben unteranderem die Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen in Ihrem Einflussbereich durchzusetzen. Diese Aufgabe habe ich als möglicher zukünftiger Bürgermeister wahrzunehmen und durchzusetzen.
 
Frage 5
Da ich als zukünftiger Bürgermeister auch eine wirtschaftliche Verantwortung gegenüber der Stadt habe, muss eine derartige Entscheidung immer unter Berücksichtigung der Haushaltslage getroffen werden.
 
Frage 6
Diese Frage habe ich eigentlich unter Frage 1 schon beantwortet. Auch eine Teilnahme am European Energy Award wäre möglich.
 
 
Antworten von Bürgermeisterkandidatin Susanne Lindacker vom 25.02.2021
 
Frage 1
Kraichtal muss wie viele anderen Gemeinden auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen sorgsam und ökologisch bewirtschaften und ökologische Landwirtschaft betreiben. Sicherlich können noch weitere Flächen als FFH Flächen ausgezeichnet werden und unter Schutz gestellt
 
Frage 2
Ich denke, in Kraichtal gibt es noch viele naturbelassene Landschaften und Naturschutzgebiete. Der Anteil an „Nutzflächen „ liegt“ in einem vertretbaren Rahmen. Künftig muss sehr sorgsam geplant werden.
 
Frage 3
Ich sehe die Stadt in diesem Punkt sehr in der Pflicht und bin der Meinung, dass hier viel getan werden muss. Die Stadt kann solche Maßnahmen gut umsetzten.
 
Frage 4
Im Fall meiner Wahl können Sie mit meiner Unterstützung hinsichtlich dem Schutz und Erhalt von diesen Gebieten rechnen. Gegebenenfalls muss bei Verstößen das Umweltamt des Landkreises eingeschaltet werden und es muss auch einmal zu Bußgeldern kommen.
 
Frage 5
Da gebe ich Ihnen völlig Recht, hier muss auf jeden Fall nachgebessert und weitere Stellen geschaffen werden.
 
Frage 6
Da hat die Stadt viele Möglichkeiten. Die Stadtverwaltung kann die öffentlichen Gebäude mit Solartechnik ausstatten. Es gibt viele Fördermittel zur Umrüstung alter Heizanlagen. Die Stadt kann ihre Fahrzeugflotte auf e-betriebene Fahrzeuge umstellen. Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Sammeltaxi wiedereinführen, Mitfahrzentrale einrichten. E-Bike Förderung durch den Arbeitgeber für die Mitarbeiter einführen. Radwegenetz ausbauen.
 
 
Antworten von Bürgermeisterkandidat Jonas Lindner vom 26.02.2021
 
Frage 1
Wichtig ist mir einen "Runden Tisch" zu etablieren, an dem der ehrenamtliche Naturschutz, die Landwirte und die Stadtverwaltung regelmäßig zusammenkommen und gemeinsam Herausforderungen, anstehende Maßnahmen und mögliche Synergien besprechen. Denn es ist entscheidend für einen erfolgreichen Naturschutz, dass wir miteinander und nicht übereinander sprechen.
 
Frage 2
Eine derzeitige faktenbasierte Ist-Stand-Analyse kann ich Ihnen heute noch nicht liefern. Sehen Sie mir dies bitte nach. Wichtig ist mir, dass wir ein Ausgleich bzw. eine Balance zwischen allen Interessen in Kraichtal schaffen. Dazu werde ich mir ein ausführliches Bild mit allen Beteiligten und den Stellen im Rathaus machen.
 
Frage 3
Maßnahmen zur Biotopvernetzung und zur Anlage von Blütenstreifen begrüße ich. Dies kann auf städtischen Flächen geschehen, sollte aber auch mit Landwirten auf privaten Flächen umgesetzt werden. Hierzu kann die Stadt ein Förderprogramm auflegen, bei dem die Anpflanzung von mehrjährigen Blühmischungen und deren Pflege auf landwirtschaftlichen Teilflächen finanziell gefördert wird. In Bretten wurde ein ähnliches Modell bereits erfolgreich umgesetzt.
 
Frage 4
Gesetze und Verordnungen zum Natur-und Umweltschutz müssen kontrolliert und durchgesetzt werden. In Bereichen, in denen nicht die Stadt sondern die untere Naturschutzbehörde zuständig ist, muss die Verwaltung das Gespräch mit den entsprechenden Stellen suchen.
 
Frage 5
Die Stelle des Umweltbeauftragten zu stärken ist für mich gerade auch im Hinblick auf die Größe der Fläche der Stadt erforderlich.
 
Frage 6
Die Stadt hat für mich eine Vorbildfunktion und muss mit konkreten Projekten auf die Dringlichkeit von Maßnahmen zum Naturschutz hinweisen. Am Zustand unseres Waldes sehen wir die Schnelligkeit und das Ausmaß der Klimaveränderung. Allein das zeigt, dass wir entschieden handeln müssen. Als Stadt gilt es, Aktionen gemeinsam mit allen Beteiligten zu etablieren, um Anreize für den Naturschutz in Kraichtal zu schaffen. Beispiele hierfür sind für mich Aktionstage mit Schulen, Baumpflanzaktionen, Blühwiesenaktionen mit den Einwohnern oder Baumpatenschaften für Streuobstwiesen.